München für Food Scouts. Da ist die spannendste Location die bahnhofsnahe Landwehrstrasse mit ihrem orientalischen Flair. Denn hier ist die „ausländische“ Gastronomie noch nicht so angepasst an den angeblichen deutschen Geschmack. Zumal die syrische Diaspora frischen Wind und arabische Akzente in die bisher türkisch dominierte Szene gebracht hat. Elegante Zuckerbäckereien im Damaskusstil zeugen mit blitzenden Kupferkesseln und kunstvoll geschichteten Pyramiden von pistaziengefüllten bourma-Röllchen, rotem mshabbak-Geschlinge und baklava-Blätterteig von berechtigtem Handwerkerstolz. Statt des schlappen vorgefertigten Fladenbrots, das häufig eine fade Enttäuschung war, wenn man in der bayerischen Landeshauptstadt libanesische Lokale ausprobierte, gibt es jetzt winzige Backstuben mit Lehmofen, wo im Moment gebackenes hauchdünnes knuspriges chubbs zum Spottpreis von 40 Cent pro Stück angeboten wird.

Auch unsere manchmal ziemlich eingefahrene Dönerbuden-Kultur hat Konkurrenz bekommen durch authentischeres arabisches Shawarma, wobei ja beide Begriffe auf das Drehen bzw. Wenden des Bratguts anspielen. Vor ein paar Tagen habe ich endlich einmal das Bab Al-Hara betreten, das mir durch seine kompromisslos moderne Fassadengestaltung mit Jagdfalkensymbol und arabisch geschriebenen arabischen Ziffern aufgefallen war und habe Shawarma bestellt.

Ich war begeistert. Statt des wattigen Brötchens, das mich immer fatal an geschmacklose high-carb-Kettenhamburger erinnert, wurde dünnes Brot angeröstet, um das Fleisch dürüm-artig in eine knusprige Rolle zu wickeln. Statt der einfallslosen Salatblätter mit Standardsauce waren die Hühnchenschnitze in einem kaymak-artigen Joghurt-Rahm eingelegt, der geschmacklich wunderbar mit milchsäurevergorenen Gurkenstiften kontrastierte. O.k., es war weder Lamm noch Hammel sondern einfach nur Huhn, aber das war aromatisch saftig. Es wurde beim Abschneiden keine „Shawarmazeremonie“ mit virtuosem Säbeltanz aufgeführt, wie ich das im Suq von Amman erlebt habe und die Shawarma-Rolle war nicht ganz so zigarrendünn wie in Aleppo. Aber trotzdem serviert das Bab al-Hara, das den „Musalsalat“-Namen einer vor dem Bürgerkrieg erfolgreichen syrischen Ramadan Soap Opera trägt, einen authentischen arabischen Genuss, der eine fein abgestimmte Alternative zum eingedeutschten Berliner Döner darstellt.

Fehlt eigentlich nur noch ein chai bil nana mit frischer Minze, um den Food Scout restlos zufrieden zu stellen.

 

Bab Al-Hara, Landwehrstr. 25, 80336 München, Tel. 0162 8158599