Der Arbeiterstadtteil Giesing, Heimat der Fußballlöwen von 1860 München, ist – um im New Yorker Slang zu sprechen, auch nur eine neighbourhood. Und die kann froh sein, ein Lokal zu besitzen, daß so tief im Bayerischen verwurzelt ist, daß Heimattümelei überflüssig ist. Im Dantler ist die Landeshauptstadt präsent durch minimalistische Architekturfotos, der Starnberger See durch ein Trachtlermannsbild, das frischgefischte Fische vor seine Augen hält und die Herren, die sich zurückziehen, können erleichtert ein Panorama heimischer Alpengipfel studieren.
Der Dantler, einst Upper Eat Side getauft, sieht sich als bayerisches Deli, das eine Lücke füllt: was Jogi und Max als Qualitätsimbiss auftischen, grenzt allerdings an Spitzenküche – außer preislich. Neben einem legendären Pastrami-Sandwich gibt’s für Preise um 9 € witzige global-bayerische Crossover-Genüsse wie japanisches Giesing Ramen mit Wammerl, herrlich modisch-altmodisches Saibling-Carpaccio mit brauner Butter oder Risotto von cremig piemontesischer Konsistenz. Nur Freitags wird die große Symphonie gespielt: das Ticket um 70 € verheißt eine bayerische Edelbrotzeit, gefolgt von einem Staccato leichtester Schüsseln, von Aromenspielen, die von selbstconfierter Salzzitrone bis Soyasud, von Kalbszunge bis Kimchi aus Bayerisch Kraut, von Renkenkaviar bis Rübenkren changieren.
Die dazu kredenzte Auswahl an deutschen Rieslingen und Frühburgundern ist handverlesen und vor allem die Flaschen fair kalkuliert. Wers lokaler liebt, kann Giesinger Craft Beer stemmen.
Der Dantler, Werinherstr. 15, 81541 München, Tel. 089 39292689, www.derdantler.de